Technik
Internet-Botschafterin kritisiert Digitale Agenda der Regierung
In der Agenda spiegele sich noch die Vorstellung einer klassischen Wertschöpfung wider, wie sie in den letzten Hundert Jahren dominant gewesen sei. "Aber wir haben inzwischen veränderte Geschäftsmodelle in vielen Bereichen", sagte Joost. Das Thema digitale Arbeit hingegen sei kaum definiert. Gerade hier spürten viele Menschen am eigenen Leib, dass durch die Digitalisierung auch Arbeitsplätze wegfielen, was berechtigte Ängste auslöse. "Die Schärfe dieses Konflikts ist in der Digitalen Agenda leider kaum reflektiert", sagte Joost. Politisch gehe man immer noch von einem Normal-Arbeitsverhältnis aus, das einen festen Ort und eine feste Zeit habe und das man auch regulieren und definieren könne. "Die Realität sieht heute schon für viele Menschen ganz anders aus." Auch bei Start-ups gebe es in Deutschland Nachholbedarf. Einen Mangel an Kreativität gebe es aber nicht. "Die Ideen sind nicht das Problem, davon haben wir genug", sagte Joost. "Doch diejenigen, die die Ideen haben, sind häufig nicht die, die auch gründen wollen." Während in den USA in vielen Fällen Entwickler und Ingenieure ihr Start-up gründeten, seien es in Deutschland oft Betriebswirtschaftler, die auch schneller wieder ausstiegen. Deutschland müsse sich auch stärker um die digitale Bildung kümmern. In den USA entwickele sich der digitale Bildungsmarkt derzeit blitzschnell. Man müsse zwar nicht alles kopieren. "Aber wir müssen uns fragen, ob Bildung bei uns weiterhin allein eine hoheitliche Aufgabe sein soll und ob wir konkurrenzfähig sind", sagte Joost der Zeitung. Die Bundesregierung hatte im August die Digitale Agenda im Kabinett verabschiedet, eine Art Koalitionsvertrag für netzpolitische Themen.
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