Technik
90 Jahre Internationale Funkausstellung - vom Dampfradio zum Smart Home
IFA 2014 vom 5. bis 10.9.2014 in Berlin
IFA 2014 in Berlin (Quelle: heldmann-images)
GDN -
Der Name erinnert noch an die Anfänge vor 40 Jahren. 1924 faszinierten Detektorgeräte und die ersten Röhren-Rundfunkempfänger die Messebesucher. Heute geht es bei der IFA nicht mehr um Hörfunk sondern den Schlüsselbegriff “Smart“: Smart Home, Smart Watch, Smart Phone usw. beherrschen die Messe.
Für das Publikum wird die IFA, wie sie sich jetzt nur noch nennt, die Tore am Freitag öffnen. Doch die Hersteller gaben den Medien bereits zwei Tage vorher Einblicke in das, was bis zum 10. September unterhalb des Funkturm auf dem Berliner Messegelände zu sehen sein wird. Zentrales Thema ist dabei die Vernetzung, das “Internet der Dinge“. In den letzten Wochen sind zwei spannende Romane erschienen, die eine bedrohliche Zukunftsversion zeichnen. “The Circle“ beschreibt die Erlebnisse einer jungen Frau bei einem fiktiven Internetkonzern, der unter dem Anspruch, die Welt besser und sicherer zu machen eine erdrückende Diktatur des Wissens erreichtet. Die Daten werden von den Nutzern freiwillig und gerne geliefert. Fotos, Vorlieben bei Musik, Filmen und - natürlich nur elektronischen - Büchern, der Standort, Informationen über Krankheiten, körperliche Aktivitäten, bevorzugte Nahrungsmittel usw. schaffen ein komplettes Bild und geben dem Konzern die Macht, die Welt in seinem Sinne zu steuern. In “Drohnenland“ hingegen geht es um die ebenso grenzenlose Überwachung durch Europol und ebenfalls eine Internetkonzern. Es geht aber auch um die Möglichkeiten der Manipulation von Daten, um eine neue Realität zu kreieren.
Noch sind beide Szenarien Fiktion, aber wer aufmerksam über die IFA geht, wird feststellen, dass sie alles andere als unrealistisch sind. Die App auf dem Smartphone enthält die Kochrezepte, der Kühlschrank weiß, welche Zutaten fehlen, gibt die Bestellung auf. Der Herd und der Backofen kochen, backen, braten selbstständig. Die Dusche gibt der Espressomaschine zum richtigen Zeitpunkt den Befehl, den Frühstückskaffe zu bereiten, die Waschmaschine weiß alleine, wann und wie sie die eingefüllte Wäsche optimal reinigt. Der Staubsaugerroboter ist längst Standard in vielen Haushalten. Und selbstverständlich warnt das Smartphone, wenn die Haustür nicht verschlossen, das Licht angelassen oder ein Elektrogerät nicht ausgeschaltet wurde. Die Heizung wird hochgefahren, wenn das Auto signalisiert, dass der Besitzer auf dem Heimweg ist. Die Überwachungskamera warnt, wenn sich fremde Personen auf dem Grundstück bewegen. Und die Uhr am Handgelenk sammelt Daten zur Bewegung, zum Schlafverhalten, zur Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur. Das alles sind keine Zukunftsvisionen, die Geräte dazu können auf der IFA bestaunt werden.
Natürlich dient die moderne Technik nur dazu, das Leben angenehmer und sicherer zu gestalten. Der Kuchen verbrennt nicht mehr im Backofen, es gibt keinen Wohnungsbrand, weil die Kochplatte angeschaltet blieb, Einbrecher werden sofort registriert und identifiziert, abnormale Gesundheitsdaten frühzeitig erkannt. Energieverbrauch wird effizienter gesteuert, das der Mensch muss viele Arbeiten nicht mehr selbst machen oder überwachen und kann stattdessen auf dem Ultra HD Fernseher den neusten Kinofilm genießen. Und Google, das auf der IFA nicht vertreten ist, hat kürzlich einen Versuch erfolgreich abgeschlossen, Waren schnell und punktgenau dank der individuellen GPS-Ortung über das Android-Smartphone per Drohne auszuliefern. Nur, alle die dafür erforderlichen Daten müssen durch einen Flaschenhals, Internet genannt. Damit die Leistungen erbracht werden können, müssen die Daten personifiziert sein. Diese riesigen Datenmengen, der Speicherung und Verarbeitung übrigens auch Unmengen an Energie benötigt, stehen damit faktisch auch zur Auswertung zur Verfügung. Dank Big Data, noch so ein Schlüsselthema, ist das technisch kein Problem mehr.
Die IFA zeigt die jüngste - oft auch bereits oder in Kürze verfügbare - Technik dazu, faszinierend allemal. Sie nimmt sich aber auch der Problematik um die Technik herum an. In zahlreichen Foren wie dem IFA Summit und Vorträgen versucht sie ihrem Motto “Official Partner of: The Future“ gerecht zu werden. Einer der Redner dabei ist Jeremy Rifkin, der sich seit Jahren kritische mit den Risiken der Datenkonzentration im Internet auseinandersetzt. Vielleicht gelingt es ja, die nahezu unendlichen Möglichkeiten, die die von kreativen Menschen entwickelte Technik bietet, ebenso kreativ zu beherrschen und tatsächlich zu unserem Besten zu verwenden. Bis dahin kann man sich von den Möglichkeiten, die die 1.538 Aussteller zeigen, beeindrucken lassen. Ein Besuch der IFA lohnt sich auf jeden Fall, sei es, um die jüngsten Trends und Themen kennenzulernen und die zahlreichen Innovationen sehen und anfassen zu können, sei es um sich mit den Chancen und den Risiken der Entwicklung auseinanderzusetzen.
Die IFA ist vom 5. bis 10. September täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, Tageskarten kosten ohne Ermäßigung 17 Euro. Das Messegelände ist mit U- und S-Bahn gut erreichbar.
Weitere Impressionen finden Sie unter “Fotogalerie“.
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