Technik

Chef der Münchner Sicherheitskonferenz: Großer Vertrauensschaden

GDN - Der designierte Chef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, hat die Politik aufgefordert, die Datenschutzregeln im Umgang mit den USA neu zu verhandeln. Höttges bezieht sich mit seiner Forderung auf das Safe Harbour Abkommen, das es europäischen Unternehmen ermöglicht, personenbezogene Daten legal in die USA zu übermitteln, wenn dortige Unternehmen einen Datenschutz-Mindeststandard befolgen.
"Das Problem ist, dass die Regelungen nicht konsequent umgesetzt und Zuwiderhandlungen nicht sanktioniert werden", sagte Höttges im Doppelinterview mit dem Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, und der Tageszeitung "Welt" (Montagsausgabe). Es gebe Schwierigkeiten bei der Umsetzung, das Abkommen bedürfe einer Weiterentwicklung. Höttges warnte zugleich vor einer Zunahme der Attacken auf Wirtschaftsunternehmen. "Wir sind verwundbar", sagte er. Derzeit messe die Telekom 800.000 Angriffe pro Tag auf ihre Netze, binnen Jahresfrist hätte sich diese Zahl verdoppelt. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Bedrohung noch größer wird." Man befinde sich in einem ständigen Wettrennen und es wäre naiv zu glauben, dass es endgültig zu gewinnen sei. "Es geht vielmehr darum, dass nichts außer Kontrolle gerät." In vielen Fällen wisse man überhaupt nicht, woher die Angriffe kämen. Ischinger, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, hat im Gespräch mit der "Welt" die Ausspähaktionen der US-Geheimdienste in Deutschland verurteilt, darunter auch das mögliche Abhören des Handys von Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Eine gegenseitige Bespitzelung unter Nato- und auch EU-Partnern ist völlig inakzeptabel", sagte Ischinger. "Der Vertrauensschaden ist enorm." Die Münchner Sicherheitskonferenz veranstaltet gemeinsam mit der Deutschen Telekom am 11. November den Cyber Security Summit in Bonn, zu dem zum zweiten Mal Politiker, Unternehmensführer und IT-Spezialisten zusammenkommen und sich über Bedrohungen im Cyberspace austauschen. Auch in den USA würden die Überwachungsprogramme inzwischen differenziert gesehen, sagte Ischinger im Interview. "Auch dort stellt man sich die Frage, ob nicht Kräfte frei gesetzt wurden, die zu weit gehen."
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