Technik
Huawei verzichtet auf größere Übernahmen
GDN -
Der chinesische Netzausrüster Huawei will vorerst darauf verzichten, gewichtigere Konkurrenten zu übernehmen. "Wir haben uns größere Übernahmen noch nicht vorgenommen, weil wir meinen, dass unsere Integrationsfähigkeiten dafür noch nicht ausreichen", sagte Guo Ping, einer der drei CEOs des Konzerns, im Gespräch mit der "Welt am Sonntag".
"Eine Übernahme ist leicht, die Integration hinterher ist die Schwierigkeit." Huawei war als möglicher Käufer des Smartphone-Herstellers Blackberry immer wieder ins Gespräch gebracht worden. Das chinesische Unternehmen baut für Telekom-Gesellschaften die Netze, stellt aber auch Handys her. Huawei wächst nach wie vor mit hoher Geschwindigkeit und ist nach Ericsson bereits der zweitgrößte Netzausrüster weltweit. Dies sei nicht allein auf günstigere Preise zurückzuführen, sagte Guo und wehrte sich damit gegen die Europäischen Kommission, die dem Konzern Preisdumping und staatliche Subventionen vorwirft. "Wir machen kein Preisdumping", sagte Guo. "Wir sind ein innovatives Unternehmen mit tausenden Patenten und haben im letzten Jahr allein 4,8 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben." Über die Vorwürfe werde derzeit mit der Europäischen Kommission gesprochen. Auch Anschuldigungen aus den USA weist der Manager zurück. Vor einem Jahr veröffentlichte der US-Kongress einen Bericht, in dem davor gewarnt wurde, Huawei-Technik einzusetzen, weil auf diese Weise chinesischer Spionage der Weg bereitet werde. "Ich kann nicht nachvollziehen, wie es zu dieser Behauptung kommt", sagte Guo. Er habe den Bericht gelesen, allerdings habe er keine wirklich konkreten Vorhaltungen entdecken können. "Wenn uns echte Probleme aufgezeigt werden, sind wir natürlich bereit, bei der Hard- und Software entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um genau diese Zweifel auszuräumen." Cybersicherheit sei aber eine der großen Herausforderungen, denen sich die Menschheit gegenüber sehe. "Ich sehe Cybersicherheit als gemeinsame und globale Herausforderung und Bedrohung", sagte Guo. Die Behauptung, dass ein spezifisches Herkunftsland ein Sicherheitsrisiko für Netzwerkausrüstung sein könne, lasse sich aber nicht aufrechterhalten. Guo wies auch Spekulationen zurück, dass Huawei den Gang an die Börse plane. Dies sei gar nicht möglich. "Das chinesische Gesellschaftsrecht bindet uns die Hände." Sobald ein chinesisches Unternehmen mehr als 200 Anteilseigner habe, könne dieser Weg gar nicht gegangen werden. In dieser Position befinde sich Huawei. Nachdem sich die Wachstumsgeschwindigkeit etwas verlangsamt habe, sei der Leidensdruck nicht mehr so groß, weil die finanzielle Position von Huawei besser geworden sei.
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