Kultur
Brasilien ist in diesem Jahr Ehrengast der Frankfurter Buchmesse
Frankfurter Buchmesse eröffnet
Ehrengast der Buchmesse 2013: Brasilien (Quelle: heldmann-images)
GDN -
Im Rahmen der Feierstunde zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2013 wiesen sowohl Brasiliens Vize-Präsident Michel Temer wie auch Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle auf die wachsende Bedeutung dieses großen Landes - “fast ein Kontinent“, wie Dr. Westerwelle bemerkte - hin.
Beide Redner betonten die vielfältigen vergleichbaren Interessen der beiden Länder. Zuvor hatte der Schriftsteller Luiz Ruffato in einer bewegenden Rede an seiner eigenen Biografie geschildert, wie bedeutend das Lesen gerade in einem Land mit einem immer noch hohen Anteil von Analphabeten für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung ist. Er schlug dabei einen Bogen von der “Entdeckung“ des Landes und den Folgen des Kolonialismus, an dessen Folgen die Menschen noch heute leiden, bis hin zur demokratischen Entwicklung Brasiliens in den letzten Jahrzehnten.
Brasiliens Kulturministerin, Marta Suplicy, eröffnete danach den Pavillon des diesjährigen Ehrengastes der Buchmesse: "Wir glauben, dass Kultur nicht nur neue Horizonte eröffnet, sondern auch Träume stimuliert und ein außergewöhnliches Werkzeug für soziale Eingliederung ist. Brasilien tut alles dafür, sich als mehr als ein Land des Karneval und Fußballs zu präsentieren. Wir haben eine extrem reichhaltige Kultur."
Diese thematische Vielfalt spiegelt sich in der Delegation der 70 brasilianischen Autoren wider. Die Kriterien für die Auswahl der diesjährigen Autoren waren ihre Teilnahme am Übersetzungs-Förderprogramm der Nationalbibliothek und dass ihre Publikationen bereits in anderen Ländern erfolgreich waren. Paulo Coelho, der in Deutschland bekannteste brasilianische Schriftsteller, hatte die Auswahlkriterien zuvor kritisiert. Er kenne von den 70 Schriftstellern, die sein Land auf der Buchmesse in Frankfurt repräsentieren sollten, bestenfalls zwanzig, merkte er an, um damit offensichtlich die Relevanz der Auswahl für die brasilianische Literaturszene in Frage zu stellen.
“Technologische Standards prägen die Art wie wir lesen, was wir wissen - seien das Bezahlsysteme oder Suchalgorithmen. Sie beherrschen ganz allgemein den Zugang zu geistigen Gütern“, sagte Juergen Boos bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse. Diese Standards müssten jedoch von der Gesellschaft der Verleger und Leser bewertet und ausgehandelt werden, um eine Vielfalt des Lesens und Publizierens zu erhalten. “Technologische Standards sind Werkzeuge. Sie müssen sich nach den Menschen und ihren Bedürfnisse richten, nicht umgekehrt.“ Boos warnte vor der Dominanz von Oligopolen, die derzeit die technologischen Standards setzen und damit die gesamte vertikale Wertschöpfungskette bis zum Kunden beherrschen: “Apple, Amazon & Co. sind Kundenbindungsmaschinen, die nicht nur den E-Commerce beherrschen, sondern auch die Endgeräte - und damit den Kunden im Griff haben“, so Boos. Gerade unabhängige kleinere Verleger, aber auch Self-Publisher, bräuchten ein Umfeld, in dem sich die Vielfalt der Marktteilnehmer entfalten kann.
Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, der mit einem Hammerschlag das Zeichen der offiziellen Eröffnung dieser mit 7300 Ausstellern aus 100 Ländern größten Buchmesse gab, hatte zuvor positive Zeichen auf dem deutschen Markt und eine Konsolidierung des Handels festgestellt. Allerding, so betonte er nachdrücklich, dürfe an der Buchpreisbindung nicht gerüttelt werden, weder im Interesse der großen medienbetriebe aus den USA noch aufgrund “marktliberaler Bestrebungen in der Europäischen Union“.
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