Kultur

Martin Luther - Früher Umformer sozialer Medien

Reformation und digitales Zeitalter

GDN - Die rasanten Entwicklungen und Veränderungen im Bereich der sozialen Medien der letzten Jahre sind nicht wirklich neu, betrachtet man den Lauf der Geschichte kritisch. Bei näherer Betrachtung der Veränderungen zu Zeiten der Reformation überrraschen die teils verblüffenden Parallelen.
Im Interview mit www.muenchen-evangelisch.de äußert sich Frau Prof. Johanna Haberer vom Fachbereich Theologie der Universität Nürnberg-Erlangen mit einigen augenöffnenden Erkenntnissen. Während ja Luthers grundlegende zentrale Idee darauf fußt, dass sich erstmals wirklich Jedermann an Glaube und einer freien, von Institutionen unabhängigen Meinungsbildung beteiligen kann, ähnelt dies auf eine frappierende Art und Weise der Situation in der sich die Gesellschaft heutzutage, also 500 Jahre nach der Reformation befindet. Es geht um die fast grenzenlose Erweiterung der persönliche Freiheit im Kontext des aktuellen gesellschaftlichen Gefüges.
Die plötzlich auftretende Abwesenheit von Regeln, nachdem man bis dahin fast ausschließlich von Vorschriften eingegrenzt wurde, die selbst intimste Bereiche des täglichen Lebens betrafen, verunsicherte die Menschen zutiefst. Das ist ein Phänomen, das derzeit überwiegend als völlig neu beschrieben wird. Dass der Eintritt in ein digitales Zeitalter dem Beginn der Epoche des Buchdruckes so ähnelt, überrascht nur auf den ersten Blick. Auch damalige soziale Medien, in erster Linie der Buchdruck, schafften völlig neue Möglichkeiten. Aktuell können wir auch wieder gehäuft deutliche Grenzüberschreitungen, verbale Entgleisungen, Diskriminierungen, Aufforderung zu physischer Gewalt, Manipulationen und Verbreitung falscher Nachrichten beobachten.
Die Produktion derartiger Schriften wurde damals wie heute mit einem Schlag für jedermann möglich. Plötzlich konnte ein weitaus größerer Leserkreis erreicht werden als bis dahin lange Zeit möglich und denkbar war. Dies stellt uns wieder einmal vor große Herausforderungen und die dringende Notwendigkeit klarer Regeln für alle Nutzer der neuen Medien. Die kirchlichen Institutionen stehen nun vor der Verantwortung, einen entsprechenden Rückhalt in Form von Angeboten fundierter ethischer Bildung und Aufklärungsarbeit anzubieten.
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