Finanzen

Jahr-Familie will in Gruner+Jahr investieren

GDN - Die Jahr-Familie wird nach dem gescheiterten Tausch ihrer Beteiligung an Europas größten Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr ("Stern", "Geo") mit dem Medienkonzern Bertelsmann ihre Beteiligung nicht an Dritte veräußern. "Die Gesellschafterstruktur ist absolut stabil. Es gibt keine weiteren Verhandlungen der Jahr-Familie", sagte Winfried Steeger, Geschäftsführer der Jahr-Holding, dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).
Die Jahr-Familie hält 25,1 Prozent an Gruner+Jahr, die restlichen Anteile besitzt Bertelsmann. Die Jahrs wollen nun das Verlagshaus voranbringen. "Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten. Wir haben große Marken, die noch nicht ausreichend genutzt sind", sagte Steger. Anstehende Investitionen will die Hamburger Verlegerfamilie mittragen. "Wir investieren in die Zukunft. Die notwendigen finanziellen Mittel sind da", sagte Steeger, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef von Gruner+Jahr ist. Bertelsmann gab überraschend am Freitag bekannt, dass der geplante Anteilstausch gescheitert ist. Ursprünglich wollte Bertelsmann den Zeitschriftenverlag komplett übernehmen und im Gegenzug die Jahr-Familie mit vier bis fünf Prozent an Bertelsmann beteiligen. Doch über die Bewertungen gab es unterschiedliche Auffassungen. Auch emotionale Gründe spielten laut Steeger auf Seiten der Jahrs eine große Rolle. "Steuerlich gab es überhaupt keine Probleme", sagte Steeger. Angesichts der unterschiedlichen Bewertungen seien aber sowohl die Gesellschafterversammlung der vier Jahr-Familienstämme als auch der Beirat mit zwei externen Experten einstimmig der Meinung gewesen, die Anteile nicht zu tauschen. Beide Parteien hatten neun Monate verhandelt. An dem dreiköpfigen Führungstrio bei Gruner+Jahr mit dem neuen Vorstandsmitglied Julia Jäckel soll sich unterdessen vorerst nichts ändern. "Der Vorstand genießt das Vertrauen der Jahr-Familie", sagte Steeger. Er sieht auch keine kurzfristige Notwendigkeit einen Vorstandsvorsitz festzulegen. Erst im September hatte Gruner-Vorstandsvorsitzender Bernd Buchholz auf Grund von strategischen Differenzen mit Bertelsmann-Chef Thomas Rabe seinen Chefsessel aufgegeben. Steeger erteilte Spekulationen, dass er sein Amt nach dem gescheiterten Geschäft aufgeben müsse, eine Absage. "Die Jahr-Familie ist einstimmig der Auffassung, dass ich meine Aufgabe gut gemacht habe", sagte der 62-jährige Hamburger Jurist.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.