Reisen
Niedergang der Ägyptischen Flotte?
Nilkreuzfahrt 2017
M/S Nile Crown III Stopp zwischen Luxor und Assuan (Quelle: Ekkehard Boldt)
GDN -
Der Tourismus in Ägypten ist stark angeschlagen, die Wirtschaft ist gebeutelt, die politische Entwicklung der letzten Jahre und insbesondere die terroristischen Anschläge in jüngster Zeit, haben ihren Beitrag dazu geleistet. Viele Fremde meiden das Ausflugsziel und von Russland wird die Ausreise...
...ins Pharaonenland gegenwärtig blockiert. Es gilt dem Trend entgegenzusteuern. Die Regierung unternimmt große Anstrengungen dem internationalen Sicherheitsbedürfnis Rechnung zu tragen, so ist der neue Flughafen in Hurghada jüngst fertiggestellt worden. Das Terrain wird durch eine große und hohe Mauer, insbesondere zum Roten Meer hin gen Arabien abgeschirmt und soll präventiv Terroristen abhalten. Von den extremen und ausführlichen Sicherheitskontrollen bei der Ausreise, konnte ich mich selbst überzeugen. Dieses Bild will man unbedingt weitervermitteln und so werden ausländische Delegationen eingeladen sich vor Ort einen aktuellen Eindruck zu verschaffen.
Weniger anstrengend und dennoch reizvoll ist es, Land und Leute per Schiffsreise kennenzulernen. Die Verfilmung von 1978 des bereits 1937 erschienenen Agatha Christie Romans “Tod auf dem Nil“ trug sehr dazu bei, den Mythos des Landes mit seinen Geheimnissen, der großen Vergangenheit und den malerischen Bildern zu beiden Seiten des Nils, aufrecht zu erhalten und seine Anziehungskraft zu stärken. Was ist geblieben und was hat sich verändert? Der Reisestil des vorigen Jahrhunderts, wie uns auch noch im Film gezeigt, ist schon lange dem Bild des Massentourismus gewichen.
Ich habe mich etwas mit dem Floating Hotel Manager Ahmed Ibrahim des Kreuzfahrtschiffes “M/S Nile Crown III“ angefreundet und will mehr erfahren. Ahmed, so soll ich ihn nennen, hat sich für unsere Unterhaltung extra in Schale geschmissen. Schließlich möchte er ein paar schöne Erinnerungsfotos seiner Familie schicken, per SMS oder E-Mail natürlich. Die Bürosuite auf dem Upper Deck lädt zum gemütlichen Tea-Plausch ein, der Ausblick, durch die großen Fenster zu Ufer hin, ist unbeschreiblich. Seit 1997 ist Ahmed bei der Betreiber- und Eigentumsgesellschaft ISIS NILE CRUISES & Hotels beschäftigt und leitet das Schiff seit 2002 welches im Jahre 2000 in Dienst gestellt wurde
Ahmed wohnt in Kairo, ist verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von 12 und 15 Jahren. Seine Frau ist Fremdenführerin in französischer Sprache. Im Turnus von 4 Wochen sehen die beiden sich. Dann sind 2 Wochen Pause vorgesehen; und so habe ich mir sagen lassen beflügelt diese Regelung das Familienleben. Er ist so etwas wie die graue Eminenz an Bord, Manager, Direktor evtl. auch Kapitän, von dem ich den Eindruck hatte eher den Steuermann vor mir zu haben.“ Die Schiffe werden eh von GPS gesteuert und zeitlich gelenkt.“
Natürlich komme ich nicht umher, die mir übergebene auf Starkkarton geprintete Ausgabe einer Exklusiv Broschüre zu bestaunen. Das Schiff hat 5 Decks und ist laut eigenen Angaben in der 5 Sterne Klasse angesiedelt. Bei einer Länge von 74 Metern und Breite von 14Metern beherbergt das schwimmende Hotel 61 Doppel Kabinen mit großzügigem Badezimmer mit Wanne, TV, Phone, Air Condition und Mini Bar sind hier Standard.
Ich kontrolliere. Das Schiff fährt die Route Luxor - Assuan. Die Gesellschaft begnügt sich gegenwärtig, wohl aus Sicherheitsgründen damit, nur diesen Teilabschnitt des Nils zu befahren. Mir fallen drei kleine wendige, stark motorisierte Polizeiboote auf, die uns diskret eskortieren, auch zeitweise in Schlepptau genommen werden. Das Personal trägt zivil und versucht die Waffen zu verbergen. Welch ein Sicherheitsaufwand denke ich. Später stellte sich jedoch heraus, dass diese Maßnahme mit dem Besuch des amtierenden Staatspräsidenten Abd al-Fattah as-Sisi in Assuan zu tun hatte und nicht den Reisenden galt.
Bezüglich der Kabinenausstattung lügt der Prospekt nicht. Alles ist wunderbar und überraschend großräumig und sauber. Die Fahrt mit Zwischenstopps dauert 8 Tage. Das Personal ist überaus freundlich. Wer fährt hier mit? Junge Leute mit oder ohne Kinder sprechen russisch und kommen ausnahmslos aus der Ukraine. Die älteren Herrschaften aus Deutschland sind meist im Rentenalter. Später sind auch noch viele Ägypter, also Einheimische zugestiegen, die in dieser Gegend Urlaub machen.
Geschätzte 70% der Nilflotte liegt brach. Angedockt und nicht gewartet, gammelt diese vor sich hin in Erwartung besserer Konjunktur. Die günstigen Preise, die die Branche momentan einräumen muss, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, schlagen sich z.B. im Essen nieder. Die Verpflegung war unter dem Strich miserabel. Aber der kulturelle Aspekt, mit den angebotenen Ausflügen zu den klassischen Kultstätten der Pharaonenzeit, Kutsch-oder Taxifahrten in die Zentren, zu den Märkten oder Moscheen, muß unbedingt hervorgehoben werden. Unbezahlbar sind die Bilder und visuellen Eindrücke, die man auf dieser Reise mitnimmt.
Der Nil ist seit tausenden von Jahren die Lebensader des Landes, der Wasserstand regelt den Lebensstandard. Die Verteilung dieser wertvollen Ressource im Kanalsystem wird seit Genrationen gehandhabt. Was früher Esel an Drehkreuzen mit Schaufeleimern erledigten wird heute durch Pumpen geschafft. Viel mehr hat sich nicht getan. Diese Bilder im Kopf oder in festgehaltenen Fotos üben immer noch die gleiche Faszination aus wie vor zig Jahren, als ich als sehr junger Mann das erste Mal hierherkam. Ägypten ist immer noch arm, ein Schwellenland im Aufbruch zu mehr Privatisierung. Der Reisende sollte Abstriche mit einkalkulieren, nach wie vor eine Reise wert“¦..
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