Technik

Ametsreiter warnt vor vorschnellen Rufen nach bedingungslosem Grundeinkommen

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(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter hat vor vorschnellen Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen gewarnt. Es sei zwar richtig, dass viele Tätigkeiten durch Automatisierung und Technologisierung obsolet würden: "Aber es werden auch neue Arbeitsplätze entstehen", sagte Ametsreiter der "Welt".
Bei der Digitalisierung sieht er auch die Wirtschaft in der Pflicht. "Sicherlich kann man überlegen, ob und wie durch Produktivitätsfortschritte gemachte Gewinne zu Teilen in Sozialleistungen fließen sollten, auch um eine Balance zu schaffen", sagte er. Aber man solle nicht zu schnell vorgehen. "Bevor man alle Welt erschreckt, sollte man überlegen, wie man die Möglichkeiten nutzen kann, die sich uns bieten." Es gebe die Verhinderer und Schwarzmaler. Und es gebe die Macher. "Für Deutschland wäre es besser, sich bei den Machern zu sehen." Man müsse Menschen, deren Arbeitsplatz bedroht ist, eine Perspektive bieten und überlegen, wie man möglichst viele Menschen mit in die Zukunft nehme. Bei der Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen vermesse man aber bereits das soziale Auffangbecken für die potenziellen Digitalisierungsverlierer in 20 Jahren, so Ametsreiter. Besser wäre es, dafür zu sorgen, dass aus diesen heute möglichst viele Digitalisierungsgewinner würden. So etwas gelinge nur über Bildung und Weiterbildung. "Hätte man damals beim Weberaufstand entschieden, dass alle ein bedingungsloses Grundeinkommen erhielten, stünde man jetzt mit vielen arbeitslosen Webern da", sagte der Vodafone-Deutschland-Chef. "Hätte man sie früher umgeschult, wäre es gar nicht zum Aufstand gekommen." Und weiter: "Arbeit bringt doch nicht nur Geld, sondern auch Würde und Sinn." Deshalb sei die Gesellschaft den Menschen Jobs schuldig und keinen Platz im Auffangbecken. "Wir haben in unserer Wirtschaftsgeschichte schon mehrere Umbrüche erlebt. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir auch in einer digitalisierten Welt genug Arbeit für alle haben werden - wenn wir jetzt das Richtige tun." Bei der Verbreitung von Unwahrheiten, den sogenannten Fake News, nimmt der Vodafone-Manager soziale Netzwerke in Schutz. "Ich wünsche mir keine Zensur an dieser Stelle." Allerdings habe man schon eine gewisse Verantwortung, wenn man mit der Information, die man verbreite, mehrere Millionen Menschen erreiche. "Man könnte ungeprüfte Informationen als solche kennzeichnen", schlug Ametsreiter vor. Einen solchen Weg bevorzugen auch Unternehmen wie Google und Facebook. Grundsätzlich helfe eine Medienvielfalt, die reflektiert und mit Qualität berichte. "Es ist die Aufgabe von Journalisten, hier zu differenzieren und eine Meinungspluralität zu bilden." Sie müssten diese Information in einen Kontext bringen, der es den Bürgern ermögliche, Dinge auch als falsch zu erkennen. Die Frage sei, wie viel Momentum soziale Netzwerke entwickeln könnten, wenn sie eine Information unreflektiert aufgreifen. "Ich tendiere zu der Aussage, dass das Internet schon Demokratisierung genug ist." Das Breitbandziel der Bundesregierung, alle Haushalte bis Ende kommenden Jahres mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde zu erreichen, sieht der Vodafone-Chef als zu wenig ambitioniert an. "So ein Ziel ist für die bedeutendste Industrienation Europas schlichtweg zu klein", sagte er. Man könne nicht von Digitalisierung sprechen und dann bei 50 Megabit herumrudern. "Das wird nicht reichen, um eine Infrastruktur zu haben, die die heutigen Industrie-Unternehmen hier behält." Ametsreiter verwies auf Spanien. Das Land habe sich das Ziel gesetzt, 80 Prozent aller Haushalte bis 2020 mit Glasfaser erreichen zu können. Deutschland aber halte sich immer noch mit der Frage auf, ob es überhaupt mehr Geschwindigkeit brauche. "Diese Frage ist im Technologiebereich sehr gefährlich. Im Silicon Valley würde man diese Frage nicht stellen", sagte er. Man könne die Dynamik der Entwicklungen neuer Technologien nicht vorhersehen. Deswegen sei es besser, voranzugehen und eben nicht abzuwarten, ob man das wirklich brauche. "Uns fehlt in Deutschland der notwendige Zukunftsoptimismus."
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