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Ältere erhalten immer schwerer Immobilien-Kredite

Wohlhabende Senioren
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Ältere Arbeitnehmer und Pensionäre haben in Deutschland immer größere Schwierigkeiten, Immobilienkredite zu bekommen. Diese Erkenntnis beschäftigt nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" inzwischen die Bundesministerien für Finanzen und Verbraucherschutz sowie Abgeordnete des Bundestags, aber auch Banken.
Demnach fühlen sich immer mehr Verbraucher diskriminiert und beschweren sich darüber, "wie Banken teilweise mit Totalverweigerung auf Kreditwünsche speziell älterer Menschen reagieren", sagte Lothar Binding, zuständiger Finanzexperte der SPD am Montag der SZ. Nach Angaben des Genossenschaftsverbandes Bayern gibt es Volksbanken und Raiffeisenbanken, "die jeden vierten Kreditantrag ablehnen müssen". Dabei geht es meist um Darlehen für den Kauf von Wohnimmobilien zur Altersvorsorge sowie für altersgerechte Umbauten. Andere Finanzinstitute bestätigen "eine signifikante Zahl" von Ablehnungen, Tendenz steigend. Ursache der Entwicklung ist eine EU-Richtlinie über Wohnimmobilienkreditverträge, die das Bundesfinanzministerium schärfer als gefordert in nationales Recht übertragen hat. Die Beamten wollten verhindern, dass deutsche Rentner dasselbe Schicksal wie spanische Immobilienkäufer in der Finanzkrise ereilen könnte, dass sie nämlich einen Kredit aufnehmen und später nicht mehr bedienen können. Es habe sich gezeigt, dass sich Verbraucher in manchen Ländern weit über ihre Belastungsgrenzen hinaus verschuldet hätten, oft mit der Folge des Verlustes ihrer selbstbewohnten Immobilie, heißt es in einem Brief des Ministeriums an Abgeordnete. Zudem stünden die Banken in der Verantwortung: Diese müssten selbst entscheiden, ob ein Verbraucher kreditwürdig sei oder nicht. Die Kreditverweigerungen sind deshalb so brisant, weil eine große Gruppe der eigentlich zahlungskräftigen Bevölkerung betroffen ist. In der Liste abgelehnter Antragsteller stehen sowohl Arbeitnehmer in sicheren und gut bezahlten Jobs, die älter als Mitte 50 sind und Immobilien als Altersvorsorge erwerben wollen, als auch Pensionäre, die in Eigentum leben und dieses altersgerecht renovieren wollen. Silke Wolf, Geschäftsführerin des Bayerischen Bankenverbands, bestätigt gegenüber der SZ, dass die Darlehensvergabe für "bestimmte Verbrauchergruppen" erschwert sei. Betroffen seien Verbraucher, die zwar Immobilien besäßen, aber nicht genug laufende Einkünfte, aus denen sie Kreditzinsen zahlen könnten. Aus Sicht der Banken sei es riskant, wenn verbleibende Restdarlehen am Ende der Laufzeit hauptsächlich durch den Wert der Immobilien, aber nicht durch Einkünfte abgesichert seien. Das Bundesverbraucherschutzministerium sieht noch keinen Anlass einzugreifen. Man beobachte aber die Entwicklung, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. SPD-Finanzexperte Lothar Binding steht dagegen in seinem Wahlkreis unter Druck. Sollte es bei "der ungewollten starken Einschränkung der Kreditvergabe" bleiben, will er die strengen Regeln bis Jahresende entschärfen lassen.
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