Kultur

Der Schlosspark Nymphenburg als Denkmal und Biotop

Modellprojekts zur Gehölzpflege

GDN - Die Waldbestände im Schlosspark Nymphenburg sollen sich optimal entwickeln. Deshalb haben die Bayerische Schlösserverwaltung und die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) vor rund 10 Jahren ein gemeinsames Modellprojekt ins Leben gerufen.
Auf wissenschaftlicher Grundlage verfolgt es gleichermaßen waldbauliche, gartenhistorische und ökologische Ziele.

Für das Modellprojekt wurde zunächst 2005 in der Nähe der Badenburg eine 3,3 ha große Fläche ausgewählt. Nach einer exakten Erfassung und Dokumentation des Gehölzbestandes wurden die detaillierten Pflegemaßnahmen von den Fachleuten des Waldbaus und der Gartendenkmalpflege gemeinsam festgelegt. Ziel ist es, langfristig einen artenreichen, mehrschichtigen Wald mit charaktervollen Einzelbäumen und unterschiedlichen Strukturen zu entwickeln".

Dazu ist es manchmal nötig, die markanten Bäume zu entlasten: Allzu nahe stehende Bäume behindern die Entwicklung der wertvollen “Hauptstrukturbäume“ und werden daher punktuell entfernt. Durch diese behutsamen Eingriffe entwickeln sich die Bäume wesentlich besser, da sie nun wieder ausreichend Raum für ihre Entwicklung bekommen. Außerdem wird durch die Öffnung des Kronendachs der Lichteinfall deutlich erhöht und dadurch der Unterwuchs und die natürliche Baumverjüngung gefördert.
Der bayerische Hofgarten-Intendant Friedrich Ludwig von Sckell hatte zu Beginn des 19. Jahrhundert den barocken Nymphenburger Schlosspark in einen englischen Landschaftspark umgewandelt. Die vorhandenen Waldbestände ließ Sckell mit der Axt behandeln und schuf damit die differenzierten Parkräume, die Nymphenburg so einmalig machen. Die Parkwege als “stumme Führer“ leiten den Besucher von einem Parkbild zum nächsten, gleichsam wie in einer natürlichen Gemäldegalerie. “Wenn wir diese Parkbilder nicht konsequent pflegen, werden sie eines Tages verschwunden sein und damit auch der Charakter des Gartenkunstwerks“ hebt Sven-Patric Klameth hervor, der als Referent in der Gärtenabteilung der Schlösserverwaltung den Nymphenburger Schlosspark betreut.
Vor genau fünf Jahren wurde am sogenannten Ochsenfeld nahe der Pagodenburg eine zweite Demonstrationsfläche geschaffen. Nun soll in diesem Winter dort ein weiterer Pflegedurchgang stattfinden und die Ergebnisse aus der vorangegangenen Maßnahme wissenschaftlich ausgewertet werden.

“Schon jetzt kann man sehen, dass sich der Bestand in den letzten fünf Jahren erstaunlich gut entwickelt hat. Was damals noch wie eine dichte Stangenplantage aussah hat sich zu einem erstaunlich differenzierten Waldbild entwickelt.
Die Kronen der lichthungrigen Eichen haben sehr gut ausgetrieben, die Feinverzweigung ist jetzt besser. Und am Boden findet man nun an vielen Stellen jungen Baumaufwuchs, den der Wald dringend zur Verjüngung braucht.“ beobachtet Michael Degle, Mitarbeiter der Gärtenabteilung, der die Maßnahmen von Anbeginn mit begleitet hat.

Wie bei den vorangegangenen Pflegeeingriffen wurde auch bei der diesjährigen Fortsetzung des Modellprojekts zur Gehölzpflege die Untere Naturschutzbehörde beteiligt und die Maßnahmen mit den Naturschutzzielen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union und der Landschaftsschutzverordnung der Landeshauptstadt München in Einklang gebracht und abgesprochen.
Die gezielten Eingriffe werden in den kommenden Wochen von der Schloss- und Gartenverwaltung Nymphenburg ausgeführt. Zur Information der Parkbesucher stehen drei Informationstafeln an der Demonstrationsfläche.

Außerdem erläutert die Bayerische Schlösserverwaltung in der Informationsausstellung "Friedrich Ludwig von Sckell und Nymphenburg" die verschiedenen Aspekte der gartendenkmalpflegerischen Arbeit. Sie kann wieder ab April 2016 im Geranienhaus im Schlosspark Nymphenburg unentgeltlich besichtigt werden.
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