Kultur

Pierre Huyghe im Museum Ludwig

11. April -13. Juli 2014


GDN - Das Museum Ludwig präsentiert die erste Überblicksausstellung zum Werk von Pierre Huyghe in Deutschland, die mehr als 60 Projekte aus den vergangenen 20 Jahren zusammenbringt und auch neue Arbeiten mit einschließt.
Pierre Huyghe, der zu den maßgeblichen Akteuren in der zeitgenössischen Kunst zählt, arbeitet mit zeitbasierten Situationen und hat sich in den 1990er und 2000er Jahren in wichtigen Werken wie Snow White Lucie, Timekeeper, No Ghost No Just a Shell and A Journey That Wasn“™t mit dem Ausstellungsprozess auseinandergesetzt. Seine Arbeiten treten in ganz unterschiedlichen Formen auf - als lebende Systeme, Objekte, Filme, Fotografien und Musik. Seit einigen Jahren entwickelt Huyghe in sich geschlossene Systeme, die Lebewesen und Artefakte umfassen und in unbestimmtem Rhythmus Ereignisse hervorbringen. Hierfür stehen die beiden ambitionierten Projekte The Host and the Cloud (2009-2010) und Untilled (2012), sein Beitrag zur dOCUMENTA 13 in Kassel.
The Host and the Cloud, 2009-2010
Quelle: Pierre Huyghe
The Host and the Cloud war als einjähriges Live-Experiment in einem verlassenen ethnografischen Museum angelegt. Eine Gruppe von Menschen war direkt mit Situationen konfrontiert, die im ganzen Gebäude zufällig auftraten. The Host and the Cloud ist ein Trennungsritual, das durch einen selbstgenerierenden Vorgang kulturelle Einflüsse austreibt oder aufhebt. Nachdem man einige Anwesende eingeladen hatte, in das Gebäude einzutreten, wurden sie mit dem laufenden Experiment allein gelassen. Parallel dazu wurde das Ereignis gefilmt.
Untilled, 2011-2012 (Detail)
Quelle: Ola Rindal
Auf der dOCUMENTA (13) schuf Pierre Huyghe in einem für die Kompostierung bestimmten Teil eines Barockgartens Untilled, eine hierarchielose Zusammenstellung aus einer Skulptur eines Frauenaktes, deren Kopf von einem ausgeschwärmten Bienenvolk umhüllt ist, aphrodisischen und psychotropen Pflanzen, einem Hund mit einem pinkfarbenen Bein, einem entwurzelten Baum aus Joseph Beuys' 7000 Eichen und weiteren Elementen. Dieses wachsende System blieb unberührt von der Gegenwart der Betrachter, die dem Ort begegneten.
In der ersten Station dieser Retrospektive, dem Centre Georges Pompidou, passte er die
Ausstellung an die architektonischen Überbleibsel der vorangegangenen Schau von Mike Kelley an. Pierre Huyghe benutzte die vorhandenen Wände, die er versetzte und zurechtschnitt, um seine Werke zu installieren. Für die zweite Präsentation oder das zweite »Ereignis« im Museum Ludwig wurden die Arbeiten samt den Wänden, an denen sie sich befanden, ausgesägt und ins Kölner Museum verlegt, wo sie mit den neuen Ausstellungszusammenhängen und -bedingungen in Widerspruch treten. Für den Künstler vereint die Ausstellung ein dynamisches System aus unterschiedlich intensiven Werken, aus dem sich die Möglichkeit eines Ereignisses entfalten sollte.
Pierre Huyghe - Lebendes maritimes Ökosystem
Quelle: Guillaume Ziccarelli
Pierre Huyghe A Journey That Wasn´t
Pierre Huyghe - Two Minutes Out of Time
Pierre Huyghe hatte zahlreiche internationale Einzelausstellungen an Orten wie der Tate Modern in London, dem Solomon R. Guggenheim Museum in New York, dem Französischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, dem Van Abbemuseum in Eindhoven und dem Reina Sofia in Madrid. Ferner war er an einer Reihe internationaler Gruppenausstellungen wie der dOCUMENTA 11und 13 beteiligt.
Er erhielt den Spezialpreis der Jury für den Französischen Pavillon bei der Biennale in Venedig
(2001), den Hugo Boss Prize am Guggenheim Museum (2002), den Smithsonian Museum's
Contemporary Artist Award (2010) und den Roswitha Haftmann-Preis (2013).
Es erscheint ein englischsprachiger Katalog mit deutschem Insert im Hirmer Verlag, mit
Beiträgen von Tristan Garcia, Emma Lavigne, Vincent Normand sowie des Künstlers und
einführenden Texten von Katia Baudin und Jarrett Gregory.
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