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Bericht: Jede zweite Brücke in kommunaler Hand marode
GDN -
Der Zustand der Verkehrswege in Deutschland ist alarmierend - das gilt nicht nur für Straßen. Eine erste umfassende Untersuchung der kommunalen Brücken zeigt nach Informationen der "Welt am Sonntag": Jedes zweite der insgesamt 66.714 Bauwerke, für deren Erhalt die Kommunen zuständig sind, ist marode.
Nach einer Untersuchung in 456 Städten, Gemeinden und Landkreisen kommt das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) zu dem Ergebnis, dass knapp die Hälfte der kommunalen Brücken "problematische oder schlechte Zustände aufweist". Sieben Prozent der Brücken erhalten demnach auf der für diese Bauwerke üblichen Skala von eins bis vier die schlechteste Zustandsnote 3,5 - 4,0. Bereits wenn Gutachter einen "ausreichenden Zustand" feststellen (2,5 - 2,9), kann die Standsicherheit beeinträchtigt sein. Brücken dieser Kategorie sind nur noch eingeschränkt befahrbar, müssen teilweise oder für schwere Fahrzeuge ganz gesperrt werden. Das Ergebnis von Stichproben bei mehr als 2.000 Brücken habe laut Difu ergeben, dass bei rund 15 Prozent der Brücken "Ersatzneubaubedarf" bestehe. Der jeweilige Zustand sei also so schlecht, dass nur noch Abriss und Neubau in Frage komme. "Die kommunalen Experten schätzen bei Befragungen den Zustand der Straßenbrücken insgesamt als prekär ein. Es würde vielfach seit Jahren von der Substanz gezehrt", fassen die Autoren der Studie, die der "Welt am Sonntag" exklusiv vorliegt, zusammen. In vielen Fällen würden Schäden "nur notdürftig repariert. Die Mittel für das Instandsetzen reichen oft nicht". Nach Umfragen bei den zuständigen Behördenchefs sollten bis 2030 nur die Hälfte der abrissreifen Bauwerke tatsächlich abgetragen und ersetzt werden. Zuvor hatten anderen Studien bereits erheblichen Handlungsbedarf bei Brücken in Verwaltung des Bundes, beispielsweise bei Autobahnen, festgestellt. Vor allem in kleineren Gemeinden und ostdeutschen Kommunen besteht laut Difu dringender Handlungsbedarf. Fast 70 Prozent der kommunalen Straßenbrücken befinden sich in Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern, und die sind bekanntermaßen häufig knapp bei Kasse. Entsprechend schlecht ist der Zustand vieler Brücken. In Ostdeutschland hatte man sich wiederum nach der Wiedervereinigung darauf konzentriert, die großen Verkehrsadern zu modernisieren. Daher gibt es im Osten eine vergleichsweise große Zahl neuer Brücken. Aber auch überproportional viele Bauwerke, die aus der Zeit vor 1945 stammen. Bundesweit, so hat das Difu anhand der Brückenfläche und des Zustands errechnet, müssten ab heute bis 2030 fast elf Milliarden Euro in sogenannte Ersatzneubauten investiert werden. Allein in Nordrhein-Westfalen knapp 2,5 Milliarden Euro, in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen insgesamt mehr als 800 Millionen Euro. Pro Jahr sind das für alle betroffenen Kommunen rund 630 Millionen Euro, zuzüglich rund 300 Millionen Euro für Ausbesserungen. Insgesamt sei so pro Jahr knapp eine Milliarde Euro nötig, um die Brücken im Land instand zu halten, stellen die Verfasser der Studie fest, die unter anderem im Auftrag des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und des Baustoffindustrieverbandes erstellt wurde.
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