Auto/Motor

Nissans Nobeltochter Infiniti setzt zur Attacke auf deutsche Premiumautobauer an

GDN - Der japanische Automobilhersteller Nissan will nach Informationen der "Welt" mit seiner Nobeltochter Infiniti zu den drei großen Premiumherstellern Mercedes, BMW und Audi aufschließen. "In fünf bis acht Jahren wollen wir weltweit 500.000 bis 600.000 Fahrzeuge pro Jahr verkaufen, mit einer Palette, die deutlich größer ist als heute", sagt Fintan Knight, Vizepräsident von Infiniti, der Zeitung.
"China hat das größte Wachstumspotenzial, aber Europa ist als Markt besonders wichtig. 100.000 pro Jahr verkaufte Fahrzeuge sind dort unser langfristige Ziel", so Knight. "Wir wollen in einem Zug mit den drei großen Premiumherstellern aus Deutschland genannt werden. Das ist der Beginn einer langen Reise." Im vergangenen Jahr hatte Infiniti rund 170.000 Fahrzeuge verkauft, den mit Abstand größten Teil in den USA. "Infiniti wurde vor 25 Jahren in den USA gegründet, aber nur dort haben wir eine gewisse Bekanntheit erlangt. Nun geht es darum, eine weltweite Marke aufzubauen", sagte Knight. "Was die Palette angeht, ist nach oben und unten noch deutlich Luft - einen Vorgeschmack auf das künftige Kompaktmodell geben wir in Kürze auf der IAA." Anders als beim Mutterkonzern gehe es aber nicht um möglichst große Absatzzahlen. "Stückzahlen sind aber nicht das eigentliche Ziel, wir müssen in erster Linie das Image der Marke pflegen." Nur so sehen die Japaner eine Chance, gegen die drei großen Premiumhersteller zu punkten. "Natürlich sind derzeit die deutschen Hersteller die Platzhirsche im Premiumgeschäft, aber ich sehe wirklich gute Chancen für neue Anbieter wie Infiniti. Die Kunden wollen Alternativen. Junge Leute wollen nicht mehr dieselbe Marke wie die Generation ihrer Eltern fahren, die wollen sich absetzen", sagte Knight. Infiniti ist als Tochter von Nissan Teil der Konzernallianz von Renault und Nissan, zu der unter anderem auch die Marken Lada und Dacia zählen. Die Allianz kommt gemessen an den Stückzahlen auf Platz vier nach den drei großen Herstellern Toyota, General Motors (GM) und Volkswagen. Die Schwachstelle von Renault-Nissan ist das Oberligasegment, das von den deutschen Autobauern dominiert wird, in dem aber beispielsweise Toyota mit dem Lexus zunehmend erfolgreich ist. In der Premiumklasse werden aber die größten Margen erzielt. "Wir wären schlecht beraten, nicht mehr im Premiumgeschäft zu tun. Dort werden zwölf Prozent der Umsätze, aber 50 Prozent der Gewinne erzielt", sagte Knight. "Und die Nachfrage nach Luxusgütern steigt ständig." Daher soll Infiniti auch als "Premium" wahrgenommen werden. "Es reicht nicht, anders zu sein, man braucht eine Vision", so Knight. "Und von Preisattacken halte ich gar nichts." Die Nobeltochter, die jüngst ihren Sitz von Japan nach Hongkong verlagert hatte, auch um ihre Unabhängigkeit vom Mutterkonzern zu demonstrieren, kann darauf vertrauen, dass der starke Mann der Autoallianz, Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn, die Aufholjagd in der Oberklasse nach Kräften fördern wird. In einer Zeit, in der in der Autobranche die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern immer größer wird, will Ghosn seinen Konzernverbund auf der Siegerstraße halten. Dass für Erfolge in der Oberklasse einer in Europa bislang weitgehend unbekannte Marke wie Infiniti ein langer Atem nötig ist, ist den Managern der Nissan-Tochter klar. "Das Geschäft mit Premiumautos war lange statisch. Die drei deutschen Hersteller können stolz darauf sein, was sie in der Vergangenheit geleistet haben. Aber in Zukunft muss man mit Infiniti rechnen", so Knight. "Die Technologie und das Design der deutschen Hersteller sind zweifellos sehr gut. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass sich das Design der drei Hersteller zunehmend ähnelt und die Fahrzeuge etwas kühl und distanziert wirken."
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