Reisen

Übach-Palenberger hilft in Hawaii beim Wiederaufbau

Jörg Schwarz hilft auf Maui


Jörg Schwarz wartet 1987 auf seinem Ford LTD am Me (Quelle: Jörg Schwarz)
GDN - Während viele Menschen im Urlaub sind, verbringt Jörg Schwarz die Sommerferien in Hawaii, um nach den dortigen Bränden beim Wiederaufbau zu helfen. Vor fast 40 Jahren war er das erste Mal auf der Insel Maui – nur mit einer kleinen Tasche und ein bisschen Erspartem bei sich.
Jörg Schwarz aus Übach-Palenberg
Quelle: Benjamin Wirtz
Jörg Schwarz reist mit leichtem Gepäck, auch wenn es um die halbe Welt geht. Die Aufgabe, die vor ihm liegt, ist aber nicht leicht. Er will beim Wiederaufbau auf der hawaiianischen Insel Maui helfen. Im vergangenen Jahr waren dort bei verheerenden Bränden mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Es war der tödlichste Waldbrand in den USA in den vergangenen 100 Jahren. Die Stadt Lahaina an der Nordwestküste der Insel wurde dabei zu großen Teilen zerstört. Als Jörg Schwarz im vergangenen Jahr von dem Feuer hörte, das Lahaina zerstörte, war er geschockt. „Ich kenne die Stadt. Ich habe sie als schöne, ursprüngliche hawaiianische Stadt in Erinnerung“, sagt er. Doch die Stadt ist nach dem Brand nicht mehr die, die sie früher war. Auch ein Jahr später sind viele Menschen ohne ein Zuhause. Beim Wiederaufbau gibt es immer noch viel zu tun. Jörg Schwarz möchte dabei helfen. Denn er hat eine besondere Verbindung zu der Pazifik-Insel.
Jörg Schwarz surft im Jahr 1987 auf den Wellen
Quelle: Jörg Schwarz
Im Sommer 1987 reiste er im Alter von 23 Jahren zum ersten Mal dorthin. Ähnlich wie bei seiner Abreise heute hatte er auch damals leichtes Gepäck: eine kleine Tasche mit Klamotten und ein wenig Geld. Er kannte niemanden. Doch ihm gefiel die Idee, einfach sein Glück zu versuchen. Sein Ziel: Windsurfen. „Maui war damals DAS Eldorado für Windsurfer“, erzählt Schwarz. Sein Plan war, sich ein Auto zu leihen, in dem er erstmal auch leben könnte, und sich dann in Ruhe eine Unterkunft zu suchen. Doch der Plan ging schon am Flughafen nicht auf: „Sie wollten 5000 Dollar Kaution oder eine Kreditkarte beim Autoverleih“, erzählt Schwarz. Er hatte weder das eine noch das andere. Also kaufte er sich von dem Ersparten, das er dabei hatte, für 450 Dollar einen durchgerosteten Ford LTD. Danach suchte er sich einen Job und fand ihn innerhalb von acht Tagen in einer Schreinerei. Fünf Dollar die Stunde war sein Lohn. Er lernte einen Skilehrer kennen, mit dem er sich ein Zimmer teilte. Jörg Schwarz schlief auf dem Boden. In den nächsten drei Monaten arbeitete er vormittags von 7 bis 14 Uhr in der Schreinerei. Danach ging er zum Windsurfen ans Meer.
Jörg Schwarz arbeitete in den 1980er Jahren
Quelle: Jörg Schwarz
Zwischendurch entstanden immer wieder mal Probleme. In einer Woche kam beispielsweise kein Holz mehr vom Festland nach Maui. Die Schreinerei wurde nicht beliefert, daher gab es auch keine Arbeit für Jörg Schwarz, also auch kein Geld. „Ich musste mir in dieser Woche Geld leihen, um mir Essen kaufen zu können“, sagt Schwarz. Er traf bei seinem Aufenthalt viele Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, die auf ähnliche Weise die Zeit auf Maui verbrachten wie er. „Die Leute, die ich dort damals traf, waren alles Top-Sportler aus aller Welt: Nationalspieler im Basketball, Leichtathleten oder Skilehrer.“ Er hat die Ho"nung, dass er bei seinem jetzigen Besuch jemanden von ihnen wiedersieht: „Die Welt ist klein. Vielleicht treffe ich ja jemanden, den ich 1987 dort getroffen habe“, hoffte er. So ein unkonventionelles Vorgehen, einfach sein Glück zu suchen, ohne weit in die Zukunft zu planen, ist typisch für Jörg Schwarz. Andere suchen die Sicherheit, er springt einfach ins kalte Wasser. In seinem Leben hat er schon in mehr als 40 verschiedenen Jobs in vielen Ländern gearbeitet, nicht nur als Schreiner, sondern unter anderem auch als Lehrer, Schornsteinfeger und Gärtner.
Er hat vier abgeschlossene Berufsausbildungen:
zum Bankkaufmann und Skilehrer, ist außerdem studierter Lehrer für Wirtschaftswissenschaften und Sport.
Heute arbeitet Jörg Schwarz als Lehrer an einem Berufskolleg – aber nur in Teilzeit. Nebenher ist er noch anderweitig tätig, hat unter anderem eine eigene Skischule. „Es ist mir immer schwergefallen, mich für etwas zu entscheiden, weil mich so viele Dinge interessieren“, sagt er. Für seinen Job als Lehrer ist seine Lebenserfahrung wertvoll, findet er. So könne er den Schülern etwas vom Leben erzählen.

-Helfen auf Maui
Auch jetzt geht es wieder auf ungewöhnliche Art nach Hawaii. Als Jörg Schwarz dann vergangenen Sommer von den verheerenden Bränden auf Maui erfuhr, nahm er Kontakt zu einer Bekannten auf der Insel auf. Sie selbst war von den Bränden verschont geblieben, doch sie teilte ihm mit, dass es auf der Insel weit schlimmer aussehe, als man in den Nachrichten lese.
Also fasst Jörg Schwarz den Entschluss, diesen Sommer noch einmal nach Maui zu fliegen. Handwerklich begabt ist er. „Ich kann hämmern, sägen, schreinern“, sagt der 60- Jährige. All das hat er auf Maui auch schon gemacht. Durchgeplant hat er seinen Aufenthalt auch diesmal nicht. Die ersten beiden Wochen kann er bei Bekannten unterkommen. Über sie hat er Kontakt zu einer Firma, die Tiny Houses baut für die Einwohner, die ihre Häuser verloren haben. Dort wird er ehrenamtlich helfen.
Wie die restlichen vier Wochen verlaufen werden und wo er unterkommt, weiß Schwarz noch nicht. Touristische Unterkünfte seien dort zu teuer. „Meiner Erfahrung nach sind die Amerikaner sehr offen und nett. Wenn ich mit denen einmal Kontakt habe und dort arbeite und mithelfe, ergibt sich ein Bett und ein Auto“, ist er sich sicher.
Damit weist sein jetziger Aufenthalt Parallelen zu seinem ersten Maui-Besuch auf: Nur mit einer Tasche in den Flieger steigen. Nicht wissen, wo man unterkommt und was einen erwartet. Vormittags schreinern und arbeiten. Und nachmittags geht es aufs Wasser zum Windsurfen. Auch dafür wird Jörg Schwarz in diesem Sommer bestimmt Zeit finden.
Texte und Zitate: Jörg Schwarz/Benjamin Wirtz
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