Sport
Galaxy Frankfurt gewinnt ersten Titel der European League of Football
Krönender Saisonabschluss in Düsseldorf
Euopean League of Football (Quelle: heldmann.photography)
Es gab durchaus skeptische und kritische Stimmen, als 2020 verkündet wurde, in diesem Jahr mit der European League of (American) Football (kurz: ELF) zu starten. Und tatsächlich gab es einige Anfangsschwierigkeiten. Angekündigte Teams zogen wieder zurück, die Liga hatte ein eher deutsches denn europäisches Line-Up. Nur zwei Teams, die Barcelona Dragons aus Spanien und die Panthers Wroclaw aus Polen kamen von außerhalb Deutschlands. Die starken Football-Nationen Österreich, Italien und Frankreich waren nicht repräsentiert. Und auch aus Deutschland gab es Kritik, weil das an die NFL angelehnte Konzept von Franchises so gar nicht mit dem Vereinskonzept des American Football Verbandes Deutschland (AFVD) harmonisierte.
Am Beispiel Frankfurt lässt sich gut aufzeigen, dass die neue Liga das bestehende System in Deutschland kräftig durcheinanderwirbelte. Die 2019 starke GFL-Mannschaft Frankfurt Universe, sie scheiterte damals erst im Halbfinale am späteren Meister Lions Braunschweig, belegte in dieser Saison mit 4:16 Punkten den vorletzten Platz in der Südgruppe der German Football League (GFL). Das Team musste, nachdem es eine Reihe profilierte Spieler an Galaxy verloren hatte, einen kompletten Neuaufbau hinbekommen. Und trotzdem hat die Saison in Frankfurt gezeigt, dass Platz für beide Mannschaften, die im gleichen Stadion ihre Heimspiele austrugen, ist. Zwar war das Zuschauerinteresse bei Galaxy, sicher auch in Erinnerung an glorreiche NFL-Europe-Zeiten, größer. Aber auch trotz der unbefriedigten Ergebnisse mit teils zu Null Niederlagen hatte auch Universe eine solide Fanbasis.
Da das Franchise-System der ELF keinen Unterbau hat, braucht es in Deutschland weiter das Vereinssystem. Anders als in den USA, wo ein nahezu unbegrenzter Pool an Nachwuchsspielern bereits in den Schulen und dann vor allem in den College-Ligen ausgebildet wird, wird es ohne die Nachwuchsarbeit der Vereine nicht gehen. Deswegen sollte die ELF hierzulande kein Interesse haben, die GFL zu kannibalisieren. Auf der anderen Seite profitieren aber auch die Vereine vom Boom des American Footballs, zu dem Liveübertragungen der NFL- und Collegespiele aus den USA, aber eben auch eines ausgewählten Matches der ELF jedes Wochenende durch die PRO7-Gruppe beitragen. Wer regelmäßig am Wochenende am TV verfolgen kann, dass auch in Deutschland hochklassiger Sport geboten wird, hat als Schüler irgendwann vielleicht selbst das Interesse, sich in einem Verein auszuprobieren, und als Erwachsener als Zuschauer ins Stadion zu gehen, um den Sport wirklich live zu verfolgen. Und da liegen die über die gesamte Republik verteilten Vereine mit ihrem Ligasystem meist näher als die Spiele der ELF, die sich auf einige Großstädte konzentrieren.
Das Championship Game der ELF am Sonntag in Düsseldorf war jedenfalls die beste Werbung, die sich dieser Sport wünschen kann. Zwei gleichwertige Teams, die bereits die gesamte Saison gute Leistungen gezeigt hatten, eine prächtige Stimmung, die es mit der in einer NFL-Arena durchaus aufnehmen konnte, eine professionelle Organisation und eine TV-Liveübertragung mit dem bewährten Moderatorenteam, das seit Jahren schon die NFL präsentiert. Und dazu ein extrem spannendes Match, das bis zuletzt offen war. Was will man mehr?
Nach dem bisherigen Saisonverlauf schien Galaxy leicht favorisiert zu sein. Mit 11:1 Punkten hatten die Frankfurter eine fast perfekte Saison hinter sich. Und auch die Finalgegner waren in einem Interconference-Match zuhause mit 35:9 klar geschlagen worden. Doch es kam ganz anders. Während zu Beginn die Frankfurter deutliche Probleme hatten, in den Spielfluss zu kommen, holten die Sea Devils die ersten Punkte mit einem Touchdown und legten später mit einem Fieldgoal nach. Mit einem Touchdown schaffe Galaxy den Anschluss, den sie mit einem weiteren und einer erfolgreichen Two-Point Conversion zu einer zwischenzeitlichen Führung ausbauten.
Die Führung wechselte im weiteren Spielverlauf immer wieder. Auffällig war dabei, dass jeweils zu Beginn einer Halbzeit das Team aus Hamburg schneller in Tritt und zu Punkten kam und die Frankfurter gegen Ende der Halbzeit ihre erfolgreiche Aufholjagd starteten. Akustisch hatte man in der Arena den Eindruck, dass eine deutliche Mehrheit der Fans auf Seiten der Sea Devils stand. Die Geräuschkulisse war bei dritten Versuchen der Galaxy meist ohrenbetäubend, so wie man das auch aus der NFL kennt. Und doch war es der Kicker der Sea Devils, dem ein wichtiger Versuch misslang. Nachdem die Mannschaft bereits eine 30:20 Führung herausgespielt hatte, die die Frankfurter auf 30:26 verkürzen konnten, scheiterte Hamburgs Kicker bei einem Fieldgoal-Versuch. So reichte der Galaxy ein weiterer Touchdown zur Führung. Und obwohl der anschließende Versuch, noch einmal zwei Punkte zu erzielen, zu einer Interception führte, schaffte es Hamburg nicht mehr, das Match noch einmal zu drehen. Ein 62 Yards-Fieldgoal Versuch passte zwar von der Richtung, aber die Entfernung war zu groß.
So feierte Frankfurt Galaxy einen verdienten Sieg gegen eine Mannschaft, die ihn ebenso verdient gehabt hätte. Auch die Auszeichnung für Frankfurts Quarterback Sullivan als MVP war in nachvollziehbar, obwohl es schon etwas ritualisiertes hat, fast nach jedem Finale den Quarterback des Siegerteams entsprechend zu ehren. Eine kleine Randnotiz zur Siegerehrung sei noch gemacht: Während es in den Endspielen der GFL, dem German Bowl, üblich ist, auch die Verlierer des Spiels als Zweitplatzierte auszuzeichnen und diese die Silbermedaillen in der Regle eher widerwillig entgegennehmen, verzichtete Ligachef Patrick Esume gleich darauf. Nach dem Prinzip „The winner takes it all“ standen nach dem Spiel nur noch die Gewinner auf dem Podium, um mit dem gelungen designten Pokal, vorbereiteten Siegershirts, Zigarren und Champagner das Ende einer erfolgreichen Saison zu zelebrieren.
Die erste Saison der neuen europäischen Profiliga im American Football war eine gelungene. Bereits jetzt steht fest, dass es in der zweiten Saison weitere Teams geben wird. So wird Rhine Fire Düsseldorf, auch ein aus Zeiten der NFL-Europe bekannter Name mit noch immer zahlreichen Fans, die Liga verstärken. Und zwei Teams aus Österreich werden nicht nur den europäischen Aspekt stärken sondern auch zusätzliches Gewicht in die Liga einbringen: die Vienna Vikings und SWARCO Raiders aus Innsbruck. Die Fans des American Footballs dürfen sich bereits jetzt darauf freuen, nach Ende der gerade erst begonnen NFL-Saison im Frühjahr 2022 eine noch gehaltvollere European League of Football und viele spannende Spiel zu erleben.
American Football Championship Game Düsseldorf European League Of Football Frankfurt Galaxy Hamburg Sea Devils
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.