Kultur
“Freie Zimmer“ - eine Kunstausstellung im Kasseler Hugenottenhaus
documenta (13)-Ausstellungsort
Hugenottenhaus in Kassel (Quelle: heldmann.photography)
GDN -
Zur documenta (13) war das historische Hugenottenhaus unweit von Rathaus und Neuer Galerie einer der beliebtesten Ausstellungsorte. Danach war es jahrelang dem Verfall preisgegeben, bis es jetzt wiederbelebt wurde. Die Ausstellung “Freie Zimmer“ ist der Start für einen Neubeginn.
Ende des 17. Jahrhunderts war Kassel ein Ort, an dem die in Frankreich wegen ihres Glaubens verfolgten Hugenotten willkommen geheißen wurden. Nirgendwo sonst wurden sie in solcher Zahl aufgenommen wie in Nordhessen, neben Kassel vor allem im Raum Hofgeismar und in Bad Karlshafen. In Kassel haben die Hugenotten auch städtebaulich nachhaltige Spuren hinterlassen, so mit dem Karlsplatz und der Karlskirche, dem Friedrichs- und dem Königsplatz und der Frankfurter Straße unterhalb des Weinbergs. Weniger ins Auge fällt hingegen das Hugenottenhaus in der Friedrichstraße 25. Seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts stand es leer. Erst mit der documenta (13) wurde es wiederentdeckt. Theaster Gates (Chicago) hatte das 1826 erbaute Haus mit einer Gruppe von Künstlern und Handwerkern renoviert und während der 100 Tage der Ausstellung bewohnt. Im “Bode Saal“ des Hauses fand eine Dauerperformance von Tino Sehgal statt.
Während das Haus zur documenta ein Publikumsmagnet und der Andrang groß war, fiel es danach wieder zurück in seinen Dornröschenschlaf. Die einzigen Bewohner waren in den Folgejahren Tauben und Ratten. Doch nun sind die tierischen Bewohner vertrieben und die Kunst ist wieder eingezogen. Eine eigens dazu gebildete Käufergruppe hat das Haus und angrenzende Grundstücke erworben und ein Konzept zur städtebaulichen Aufwertung erstellt. Dazu gehört auch die denkmalgerechte Sanierung des Hugenottenhauses. Geplant ist ein Haus mit Erfahrungsräumen für zeitgenössische Kunst.
Das Kasseler Künstlerpaar Silvia und Lutz Freyer hat eine Ausstellung konzipiert, die aktuell zeigt, was in diesem Haus möglich ist. Mit Unterstützung durch viele Freiwillige, Institutionen aus der Kulturszene und einigen Sponsoren ist die Ausstellung “Freie Zimmer“ entstanden und noch bis zum 23. Juni zu sehen (jeweils Freitag bis Sonntag von 11 bis 19 Uhr). 58 Künstlerinnen und Künstler zeigen dort Arbeiten, die für und in den Räumen geschaffen wurden. Alle Arbeiten korrespondieren mit dem nach wie vor morbiden Charakter des Hugenottenhauses. Unter den Künstlerinnen und Künstlern sind auch documenta- und Biennale Venedig-Teilnehmer; dazu kommen solche aus der lebendigen Kasseler Kunstszene.
Der während der documenta (13) zwar genutzte, aber für die Performance von Tino Sehgal komplett verdunkelte Bodesaal, der von Paul Bode, dem Bruder des documenta Begründers Arnold Bode, gestaltet wurde, steht erstmals wieder für Veranstaltungen zur Verfügung. Dort werden während der Ausstellungsdauer Kunstdialoge und andere Events stattfinden. Außerdem ist dort auch eine Bewirtung für die Besucherinnen und Besucher möglich. Übrigens, während der documenta (13) gab es nur mobile Toiletten im Hof des Hauses. Nun hat Lutz Freyer eigenhändig zwei WCs neben dem Bodesaal eingebaut, die den Besuchern zur Verfügung stehen. Das zeigt beispielhaft, welcher Aufwand schon notwendig war, um die Ausstellung zu ermöglichen.
Weitere Fotos aus dem Hugenottenhaus während der documenta (13) und von der aktuellen Ausstellung finden Sie in einer Fotogalerie.
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