Reisen
Bahnbeauftragter will höhere Bahnpreise
GDN -
Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann, fordert höhere Preise, um so die nötigen Investitionen für die Schiene finanzieren zu können. "Die Bahn könnte ihre Preise anheben oder die Sondertarife reduzieren", sagte Ferlemann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Auch die Fernbusse würden teurer. "Die Zeiten des ruinösen Wettbewerbs sind vorbei. Für 19 Euro quer durch Deutschland - das kann nicht der Normalfall sein." Ferlemann ist einer der schärfsten Kritiker der Bahn. Zusammen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU verhandelt er gerade mit dem Bahnvorstand, wie das Unternehmen Pünktlichkeit und Service verbessern kann. Ferlemann forderte die komplette Digitalisierung des Schienennetzes - "das kostet bis 2040 jedes Jahr rund 1,5 Milliarden Euro". Das ist ungefähr so viel, wie der Bund insgesamt in den Aus- und Neubau von Bahnstrecken investiert. "Aber damit können wir auch viel Geld sparen, weil auf demselben Netz mehr Züge fahren", sagte er. "Dazu muss sich die Bundesregierung jetzt bekennen." An Bahnchef Richard Lutz will Ferlemann trotz der Probleme festhalten. "Wir haben einen guten Vorstandsvorsitzenden Lutz und einen gutes Vorstandsmitglied Pofalla. Ein neuer Chef macht die Bahn nicht besser." Trotzdem kritisierte Ferlemann die Bahn scharf. "Immer höre ich von der Bahn: Wenn ihr uns für dieses oder jenes mehr Geld gebt, wird alles besser", sagte er. "Aber das Gegenteil ist eingetreten. Seit anderthalb Jahren gibt es auf einmal riesige Probleme im täglichen Betriebsablauf. Da sage ich als Bahnbeauftragter: Ihr müsst euren Job machen. Das System muss funktionieren. Vorher gibt die Politik kein Geld." Den von Lutz vorgeschlagenen Verkauf der sehr profitablen Bahn-Auslandstochtergesellschaft Arriva findet er keine gute Idee. "Wenn ich die Milchkuh einmal schlachte, dann gibt sie keine Milch mehr", sagte er. "Da müsste die Bahn erst einmal zeigen, wie sie die Erträge auf andere Weise erwirtschaften kann." Ferlemann räumte eine Mitschuld der Politik am Bahn-Chaos ein: Die Politik "hat das Geld in der Vergangenheit lieber in neue, teure Strecken wie Berlin-München gesteckt. Wichtiger wäre ein Ausbau der Bahnknoten in den Ballungsräumen, da verlieren die Züge zu viel Zeit. Aber Politiker wollen natürlich lieber Schnellstrecken eröffnen als ein Ausweichgleis." Zu wenig Geld habe die Politik aber nicht investiert, sagte Ferlemann der FAS. "Wir stecken jedes Jahr 1,8 Milliarden Euro in den Aus- und Neubau. Das sollte reichen, mehr können wir derzeit eh nicht verbauen."
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