Vermischtes
Unwort des Jahres 2018 ist "Anti-Abschiebe-Industrie"
GDN -
Der Begriff "Anti-Abschiebe-Industrie" ist zum Unwort des Jahres 2018 gekürt worden. "Der Ausdruck unterstellt denjenigen, die abgelehnte Asylbewerber rechtlich unterstützen und Abschiebungen auf dem Rechtsweg prüfen, die Absicht, auch kriminell gewordene Flüchtlinge schützen und damit in großem Maßstab Geld verdienen zu wollen", teilte die Jury am Dienstag in Darmstadt mit.
Der Ausdruck Industrie suggeriere zudem, es würden dadurch überhaupt erst Asylberechtigte "produziert". Das Wort war laut Jury von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt als "offensichtlicher Kampfbegriff" in die politische Diskussion eingeführt worden. "Dass ein solcher Ausdruck von einem wichtigen Politiker einer Regierungspartei prominent im Diskurs platziert wird, zeigt, wie sich der politische Diskurs sprachlich und in der Sache nach rechts verschoben hat und sich damit auch die Sagbarkeitsregeln in unserer Demokratie in bedenklicher Weise verändern", hieß es von der Jury. Der Ausdruck "Anti-Abschiebe-Industrie" wurde zehn mal eingesandt. Zudem wurden die Begriffe "Menschenrechtsfundamentalismus" sowie "Ankerzentrum" gerügt. Für das Jahr 2018 wurde 508 verschiedene Wörter eingeschickt, von denen knapp 70 auch den Unwort-Kriterien der Jury entsprachen. Insgesamt erhielt das Gremium 902 Einsendungen. Die zehn häufigsten Einsendungen insgesamt, die allerdings nicht sämtlich den Kriterien der Jury entsprachen, waren "Asyltourismus" (122 mal), "Vogelschiss/Fliegenschiss" (22 mal), "DSGVO [Datenschutzgrundverordnung]" (22 mal), "Hetzjagd" (17 mal), "(bedauerlicher) Einzelfall" (14 mal), "Ankerzentrum" (13 mal), "Biodeutsche" (elf mal), "Anti-Abschiebe-Industrie" (zehn mal), "Deal" (zehn mal) und "mutmaßlich" (neun mal). Die Jury der Aktion "Unwort des Jahres" besteht aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten und einem jährlich wechselnden Mitglied.
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