Sport
Überraschung in der German Football League - Frankfurt im German Bowl
Außenseiter schlägt Rekordsieger
Jubel der Frankfurter Spieler (Quelle: heldmann.photography)
GDN -
Eigentlich hätte es so sein sollen, wie immer in den letzten fünf Jahren: Der deutsche Rekordmeister, die Braunschweiger Lions, steht im German Bowl. Doch es kam anders. Die zweitbeste Mannschaft der Süd-Liga setzte sich in Braunschweig in einem spannenden Halbfinale in der Verlängerung durch.
Der Jubel der Spieler, Offiziellen, Cheerleaders und Fans kannte keine Grenzen, als am Samstag gegen 21 Uhr feststand, dass Frankfurt Universe zum ersten Mal das Finale der American Footballs in Deutschland, den German Bowl erreicht hat. Und ebenso tief saß die Enttäuschung bei den Braunschweigern. Es ist fast vierzig Jahre her, dass ein Frankfurter Team um den Titel spielte: 1979 und 1980 bei den ersten beiden Auflagen dieses inzwischen traditionsreichen Endspiels holten sich die Frankfurter Löwen jeweils den Titel im eigenen Stadion gegen Ansbach. Ein Jahr später bei ihrer bis dato letzten Teilnahme verloren die Südhessen gegen Ansbach. Danach gab es die große Zeit der NFL-Europe mit Frankfurt Galaxy.
In der German Football League hat sich Frankfurt Universe, ein bisschen auf die Tradition der ehemaligen Profiliga aufbauend, recht schnell hochgespielt. Als Vereinsfarbe haben sie das Lila von Galaxy behalten. Doch Anfang dieser Saison war eine Teilnahme der Frankfurter mehr als fraglich, der Verein musste Insolvenz anmelden, es war unklar, ob die Spielstätte am Bornheimer Hang wieder zur Verfügung stehen würde. Zwar gelang es, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und das ausgesprochen erfolgreich, doch kurz vor dem Halbfinale in Braunschweig gab es die nächste Hiobsbotschaft. Der Hauptsponsor Samsung erklärte, sein Engagement nach dieser Spielzeit zu beenden. Wie es mit American Football in Frankfurt weitergehen wird, weiß vermutlich im Moment niemand. Aber diese Saison wird das Team in Berlin abschließen. In Braunschweig wurde diese Tatsache bereits wie eine Meisterschaft gefeiert.
Das Spiel des deutschen Rekordmeisters Braunschweig mit immerhin elf Titeln (bei siebzehn Finalteilnahmen) und seines hessischen Gegners war spannend bis zum Schluss. Es war geprägt durch starke Verteidigungsreihen auf beiden Seiten. Die Gastgeber holten sich im ersten Viertel mit einem Touchdown und verwandeltem Zusatzpunkt auch die ersten sieben Punkte. Noch vor dem Seitenwechsel glichen die Gäste aus. Im zweiten Viertel punkteten die Lions erneut, dieses Mal per Fieldgoal. Diese Übung war über die gesamte Saison ein Schwachpunkt der Frankfurter. Beim Eurobowl im eigenen Stadion gegen die Lions war das mit ein Grund für die knappe Niederlage. Zwar hatten sie sich inzwischen mit einem neuen Kicker verstärkt, aber trotzdem scheiterten gleich zwei Fieldgoalversuche der ganz in Orange spielen “Men in Purple“.
Mit einer 10:7-Führung der Lions ging es ins letzte Viertel. Nach dem Motto “Alle guten Dinge sind Drei“ verwandelte Frankfurts Kicker Marius Duis dieses Mal aus 43 Yards und sicherte seinem Team damit ebenfalls weitere drei Punkte. Das war es dann in der regulären Spielzeit. Keiner der Angriffsversuche beider Halbfinalisten brachte die Mannschaft in Punktweite. Die Stimmung der mehr als 3000 Zuschauer, darunter eine große Abordnung aus Frankfurt, war zu diesem Zeitpunkt bestens. Denn eines konnte man diesem Spiel nicht absprechen: Es war extrem spannend. Das blieb dann auch in der Verlängerung so.
Den ersten Angriffsversuch hatten die Gäste. Sie schlossen ihn mit sieben Punkten ab. Die Braunschweiger konterten mit dem gleichen Ergebnis. Nun wechselte das Angriffsrecht, die Lions waren zuerst am Zug. Dann folgte der spielentscheidende Pass auf die Braunschweiger 85, Christian Bollmann. Ein Abwehrspieler hatte seine Finger noch am Ball, fälschte ihn ab und ein Mitspieler konnte das Ei zum Turnover sichern. Nun mussten die Universe-Angreifer sich nur Schritt für Schritt nach vorne arbeiten und durften ihrerseits den Ball nicht verlieren. Das gelang, die Entscheidung lag beim Kicker. Aus 22 Yards hatte er kein Problem, seinem Team die notwendigen drei Punkte zum Sieg zu sichern. Danach feierten nur noch die Gäste, während sich die Spieler aus Braunschweig mit einem Transparent bei ihren fantastischen Fans bedankten.
Am 13. Oktober stehen sich im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion im vierzigsten German Bowl zwei Teams aus der GFL-Süd gegenüber. Der Vorjahressieger, die Schwäbisch Hall Unicorns, konnten ihr Halbfinale klar mit 23:7 gegen Dresden gewinnen. Die Einhörner gehen als Favorit in das Finale. Die beiden Finalisten sind in dieser Saison bereits zwei Mal aufeinander getroffen. Beide Male konnten die Unicorns das Match gewinnen. Aber das Spiel in Braunschweig hat gezeigt, dass das noch nichts bedeutet. Wenn der Außenseiter mit einer ähnlichen Energieleistung zur Sache geht, ist auch im German Bowl wieder ein Spiel zweier Teams auf Augenhöhe zu erwarten - Ausgang offen.
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