Vermischtes
BKA nimmt kriminelle Tschetschenen in Deutschland ins Visier
GDN -
Das Bundeskriminalamt (BKA) richtet den Fokus auf kriminelle Netzwerke aus dem Nordkaukasus in Deutschland - und dort vor allem auf Täter mit tschetschenischer Herkunft. "Seit einiger Zeit fällt uns auf, dass Tschetschenen vermehrt in Delikten wie Erpressung, aber auch Drogengeschäfte verwickelt sind", sagte Michael Nagel, Leiter im Bereich Auswertung Organisierte Kriminalität (OK) beim BKA, der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben).
Den Ermittlern fallen demnach Tschetschenen vermehrt dadurch auf, dass diese etwa das Türsteher- oder Wachdienstgewerbe nutzen, um Schutzgeld zu erpressen oder Drogengeschäfte auszubauen. Mit einer eigenen Untersuchung will das BKA demnach "einen tiefen Einblick" in die Szene bekommen. "Uns ist es wichtig, die Strukturen und Netzwerke tschetschenischer Straftäter in Deutschland genauer zu kennen, um auf diese Weise zu wissen, ob und wie wir mit polizeilichen Mitteln verstärkt auf die Kriminalität durch diese Gruppe reagieren müssen", sagte BKA-Ermittler Nagel. Der Kriminalpolizei gilt die Tätergruppe als geschlossene Gesellschaft. "Tschetschenische kriminelle Gruppen agieren häufig stark abgeschottet, etwa in Clans", sagte Nagel. Viele Tatverdächtige kommen laut Polizei mit "hoher persönlicher Kampferfahrung" und "hoher Gewaltaffinität" nach Deutschland, vor allem aufgrund der Erfahrungen in den Tschetschenien-Kriegen mit Russland. So hat am Dienstag vor dem Landgericht Berlin ein Prozess gegen sechs mutmaßliche Rocker begonnen. Den Beschuldigten wird nach einem Überfall auf ein Café gemeinschaftlicher versuchter Mord zur Last gelegt. Die Tatverdächtigen stammen aus Tschetschenien und dem Kosovo und sollen Mitglieder der Rockergruppierung "Guerilla Nation Vaynakh" gewesen sein. Wie groß die tschetschenische Täter-Klientel in Deutschland ist, lässt sich nach Recherchen der Funke-Mediengruppe schwer abschätzen. In der polizeilichen Kriminalstatistik werden Tschetschenen, wie auch andere Gruppen aus der Region in Osteuropa, nicht gesondert ausgewertet. Auch zur Verbreitung der Volksgruppe in Deutschland gibt es nur vage Anhaltspunkte. 2017 registrierte das BAMF 4.166 tschetschenische Asylanträge, fast 60 Prozent weniger als im Vorjahr (9.850). Per Schutzstatus anerkannt wurden 7,6 Prozent der 2017 gestellten Anträge. Die mit Abstand meisten Asylanträge aus Tschetschenien gingen 2013 beim Bundesamt ein: 13.603 Bewerber wollten damals nach Deutschland; am Ende lag die Schutzquote bei 1,7 Prozent.
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